Laut Experten: Das sind die gefährlichsten Fehler im Auto

Wir haben einen Experten gefragt, welche Fehler im Auto vor allem bei einem Unfall extrem gefährlich für uns alle werden können.

Die Feuerwehr ist an Unfallorten unerlässlich.
Quelle: IMAGO / KS-Images.de

Besonders als Kind oder Teenager hört man seine Eltern ständig meckern, dass man sich richtig ins Auto setzen soll, die Füße nicht aufs Armaturenbrett, den Gurt nicht unter den Arm und so weiter. Wir haben einen Experten gefragt, welche Fehler im Auto wirklich gefährlich werden können und warum. Die Feuerwehr sieht Dinge, die wir uns zum Glück alle nicht vorstellen können, sie kommen zum Löschen, um Menschen aus Autos zu schneiden oder zu anderen Notfallsituationen. Autoguru befragte einen Brandamtmann der Feuerwehr, der regelmäßig zu Unfallgeschehen im Straßenverkehr gerufen wird, was wir alle ab jetzt im Auto nie wieder tun sollten. 

Fangen wir mit der schon hier angesprochenen Sitzposition an:

Die Füße gehören niemals auf das Armaturenbrett, da dies sehr gefährlich werden kann.
Quelle: IMAGO / Westend61

#1 Fehler beim Sitzen 

Du sitzt gemütlich auf dem Beifahrersitz, ziehst die Schuhe aus und legst die Füße hoch. Wenn nun ein Unfall passiert, kann dir im schlimmsten Fall nicht mehr geholfen werden. „In Verbindung mit einem Airbag macht man hier eine Bewegung wie ein Klappmesser und rutscht eventuell auch nach unten vom Sitz.“ Das bedeutet, wenn deine Füße erhöht auf dem Armaturenbrett liegen und der Airbag ausgelöst wird, klappt dein Körper zusammen und du wirst in den Bereich gedrückt, in den eigentlich deine Füße gehören. Nicht nur, dass das schwere Verletzungen verursachen kann, sondern es ist auch extrem aufwendig, dich aus einem beschädigten Auto aus dem Fußraum rauszuschneiden. Wer richtig auf dem Beifahrersitz sitzt, befindet sich nämlich gut erreichbar auf höhe der Tür und den Fenstern, wer in den Fußraum gequetscht wird, befindet sich neben dem Reifen und jede Menge Karosserie.

Gibt es Fehler bei der Kleidung für eine Autofahrt?

Dicke Kleidung ist auch für Erwachsene im Auto gefährlich.
Quelle: IMAGO / Westend61

#2 Falsche Kleidung

Wer schon mal ein Kind in einem Kindersitz mit im Auto mitgenommen hat, kennt die Gefahr vielleicht. Und trotzdem machen viele Erwachsene bei sich selbst den Fehler: „Gerade im Winter ist zu dicke Kleidung ein Problem“. Kindern soll man deshalb dicke Jacken oder gar einen Schneeanzug ausziehen. Das gilt auch für große Menschen, „da der Gurt dann nicht eng anliegt und man bei einem Aufprall nicht direkt vom Gurt zurückgehalten wird sondern noch ein paar Zentimeter ‚fliegt‘“.

Im Sommer hingegen sind es vor allem die Schuhe, besonders als Fahrer*in: „Schlappen, Flip-Flops o.ä. sind natürlich ungeeignet.“ Der Schuh kann bei schnellen Reaktionen verrutschen oder sogar abfallen. Festes, bequemes Schuhwerk ist extrem wichtig, um gut reagieren zu können. 

Welche kleinen und großen Fehler sorgen dafür, dass auch ihr, also die Feuerwehr, vielleicht nicht mehr helfen könnt? 

Einige Gefahren ließen sich im Auto sehr leicht verhindern.
Quelle: IMAGO / Westend61

#3 Leichtsinniges Verhalten 

Egal, ob nur kurz oder weil es in dem Moment wichtig erscheint: sowohl als fahrende als auch als mitfahrende Person gibt es Fehler, die man ganz leicht vermeiden könnte. Besonders als Fahrer*in sollte zu jeder Zeit das Handy ungenutzt bleiben: „Man hat einfach kein Gefühl dafür, wie sehr man auch bei einem kurzen Blick aufs Handy abgelenkt ist und nicht auf den Verkehr achtet.“ Ein paar Millisekunden können leider reichen, um über Leben und Tod zu entscheiden. Das gleiche gilt als Mitfahrer*in in Bezug auf den Anschnallgurt. Seit 1976 müssen alle Personen in einem Pkw während der Fahrt angeschnallt sein. Doch bis heute ist es laut dem Experten leider ein Thema: „Wenn sich jemand nicht angurtet und bei einem Verkehrsunfall im Auto wie eine Flipperkugel rumfliegt, dann kann man oft nichts mehr tun, obwohl das Unfallszenario eigentlich keine schweren Verletzungen zur Folge haben müsste.“

Gelten diese Gefahren nur bei hohen Geschwindigkeiten?

Zu hohe Geschwindigkeiten sind im Auto extrem gefährlich.
Quelle: IMAGO / Silas Stein

#4 Zu hohe Geschwindigkeit

Auf die Frage: Gelten diese Gefahren nur bei hohen Geschwindigkeiten? Antwortete der erfahrene Feuerwehrmann: „Natürlich steigt mit der Geschwindigkeit auch die Wahrscheinlichkeit für schwere Verletzungen, aber auch bei niedrigen Geschwindigkeiten kann es mit Pech zu schweren Verletzungen kommen.“ Eine Studie der Unfallursachen bei Unfälle in Deutschland von 2013-2023 zeigt, dass über 11% der verursachten Unfälle durch zu hohen Geschwindigkeit passieren. In Klarzahlen sind das fast allein 40.000 Unfälle im Jahr 2023 wegen zu schnellem Fahren gewesen. Wie sinnvoll ist also ein Tempolimit. Für den Experten steht das außer Frage: „Definitiv sinnvoll, da diese Unfälle und die Schwere der Unfälle reduzieren.“

Kommen wir zu einer positiveren Nachricht: 

Das Auto selbst ist für die Schwere des Unfalls auch entscheidend.
Quelle: IMAGO / PEMAX

#5 Wie wichtig ist das Auto selbst? 

Klingt vielleicht erstmal ziemlich logisch doch trotzdem fahren alle möglichen Automodelle in der Stadt oder auch auf der Autobahn. Gibt es da aber Unterschiede? „Kleine Fahrzeuge sind natürlich benachteiligter, aber das kommt auf den Gegner an.“ Auch ein SUV hat im schlimmsten Fall gegen einen LKW keine Chance mehr. Trotzdem: „die Zahl der wirklich schweren Verkehrsunfälle geht eher zurück. Das hängt definitiv mit den vermehrten Assistenzsystemen und der stabileren Konstruktion der Fahrzeuge zusammen.“ Im Jahr 1970 gab es über 19.000 Verkehrstote, im Jahr 1990 waren es noch fast 8.000 und im Jahr 2020 nur noch etwa 2.700. 

Kommen wir zu Kindern im Auto: 

Bei Kindern muss man nicht nur auf den Kindersitz achten.
Quelle: IMAGO / Westend61
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#6 Kinder im Auto 

Wichtig ist, dass sich vor allem an die Vorschriften bezüglich Kindersitze gehalten wird. Das bedeutet zum Beispiel, dass Kinder erst ab 9 Kilo vorwärts sitzen dürfen, da sonst die Halswirbelsäule das nach vorne Schleudern des Kopfes nicht gut abfangen kann. Wenn Kinder im Kindersitz vorne auf dem Beifahrersitz sitzen, muss man zum Beispiel zwingend den Airbag abschalten. Wenn das bei einem Automodell nicht geht, gehört der Kindersitz nach hinten. Außerdem macht der Experte auf einen häufigen Fehler aufmerksam, den viele übersehen: „Gerade mit Kinder hat man oft viel Spielzeug, Brotzeitboxen etc. dabei.“ Wichtig ist, „dass da nicht zu viel lose rumliegt, weil das bei einem Aufprall natürlich wie kleine Geschosse durchs Auto fliegt und zusätzliche Verletzungen verursachen kann.“

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Kommen wir nun zu einer anderen Gruppe von Mitfahrenden: 

Bei Alter und Geschlecht gibt es Unterschiede bei Verkehrsunfällen.
Quelle: IMAGO / Zoonar

#7 Altersgruppen und Geschlecht

Eine Studie aus dem Jahr 2023 zeigt, das vor allem Menschen zwischen 25 und 35 Jahren häufiger bei Verkehrsunfällen verunglücken. Im Jahr 2023 waren es 35.640 männliche und 25.777 weibliche Personen im Alter von 25-35. Hier kommen viele Gründe zusammen: zum einen einfach auch die hohe Anzahl der Fahrenden in diesem Alter, als auch der Leichtsinn durch Alkoholeinfluss und vermutlich auch die Ablenkung durch das Handy. 2022 war die häufigste Ursache Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren und Anfahren. Männer verursachen zu dem häufiger Unfälle durch „nicht angepasste Geschwindigkeit“ und „Alkoholeinfluss“ als Frauen. Bei allen Unfallbetroffenen zeigt sich, dass Verletzungen am Thorax und an den oberen Extremitäten extrem häufig sind vor allem bei weiblichen Personen. 

Zum Abschluss haben wir noch zwei weiterführende Fragen an den Experten: 

In Deutschland wird oft über einen Führerschein ab 16 diskutiert.
Quelle: IMAGO / Fotostand

#8 Führerschein ab 16? 

Wie wir an den Zahlen gesehen haben, ist das Thema Leichtsinn immer noch ein großer Faktor bei Unfällen. Da stellt sich für viele die anschließende Frage, wie sinnvoll ein Führerschein ab 16 ist. In Deutschland ist dies aktuell noch nicht möglich. Ab dem 17. Lebensjahr kann man bei uns bis man 18 Jahre alt wird, begleitet mit eingetragenen Begleitpersonen Auto fahren. Auch unser Experte schätzt die Situation positiv ein: „Wenn es sinnvoll begleitet wird, sehe ich da kein Problem. Fahranfänger*innen müssen sich immer erstmal zurechtfinden. Und für viele Jugendliche im ländlichen Raum, wäre das vermutlich schon eine Erleichterung.“ Allerdings wird das Führerscheinrecht auf europäischer Ebene für alle Mitgliedstaaten verbindlich geregelt und Deutschland kann somit die Absenkung des Mindestalters nicht einfach einseitig durchführen. 

Zum Schluss wollten wir vom Experten noch die persönliche Belastung wissen:

Auch für Hilfskräfte ist eine Unfallsituation schwierig.
Quelle: IMAGO / Hanno Bode

Wie belastend ist eine Unfallsituation für Hilfskräfte?

Natürlich werden Hilfskräfte auf eine Unfallsituation, und auch auf eine schwere, vorbereitet und auch nachträglich begleitet. Eine gewisse emotionale und persönliche Distanz ist ausschlaggebend, damit diese Berufe ausgeführt werden, ohne dass die eigene Psyche und Gesundheit leidet. Wir wollten vom Experten wissen, welche Situationen trotzdem für ihn schwierig sind? „Als Einsatzkraft ist man da eigentlich erstmal gut geschützt, da man einfach seine Arbeit macht und sich nicht auf das drumherum konzentriert. So ist es für mich auch erstmal nicht so belastend, wenn jemand wirklich schwere Verletzungen hat. Schwierig wird es dann, wenn man jemandem nicht mehr helfen kann und z.B. die Reanimation dann beendet wird. Da fährt man dann auch selbst runter und realisiert, was da passiert ist und welche Folgen das hat. Schlimm wird es, wenn Angehörige auch vor Ort sind und man deren Leid direkt miterleben muss.“

Tut also euch, euren Liebsten und auch den Einsatzkräften den Gefallen und vermeidet Leichtsinn, Unkonzentriertheit und gefährliche Fehler. 

Pinterest Pin Dabei könnte man die Fehler im Auto so leicht verhindern!