Tempolimit: Wichtige Fakten, die viele Autofahrer nicht kennen

Wetten, das wusstest du noch nicht über Tempolimits. Welche Regeln wirklich gelten und was viele über Einmündungen und Kreuzungen nicht wissen.

Trotz ihrer vermeidlichen Klarheit sorgen Tempolimits oft für Verwirrung. Wir klären auf.
Quelle: IMAGO / Rust

Tempolimits sind fast so klar wie das Stopp-Schild – und trotzdem gibt es jede Menge Verwirrung darum. Viele fragen sich: Gilt das Tempolimit nach der nächsten Einmündung noch? Oder was passiert an Kreuzungen und bei Autobahnauffahrten? Diese rot-weißen Schilder scheinen eindeutig, aber in der Praxis führen sie oft zu Irrtümern. Solche Missverständnisse entstehen, weil viele denken, die Regeln seien in jeder Situation gleich, dabei hängt vieles vom genauen Straßenverlauf ab.

All das verraten wir dir auf den nächsten Seiten. Aber wie ist es überhaupt zum Tempolimit gekommen?

In den 70ern galt wegen der Ölkrise kurzzeitig Tempo 100, doch seit 1974 gibt es auf den meisten Autobahnen kein Limit.
Quelle: Midjourney

#1 Deutschland und die Geschichte des Tempolimits

In den 70ern gab es mal eine Zeit, da durfte man auf deutschen Straßen höchstens 100 km/h fahren. Das kam während der Ölkrise 1973, als Sprit knapp und teuer war, und man beschloss: Wir drosseln das Tempo. Willy Brandt wollte das Limit sogar beibehalten, doch der Bundesrat machte nicht mit – und so war es 1974 schon wieder Geschichte. Seitdem gilt: 130 km/h sind empfohlen, aber wer möchte, darf auf den meisten Autobahnen schneller fahren. Heute gibt’s auf gut drei Vierteln der Strecken kein Tempolimit. Immer wieder fordern manche Politiker*innen eins, doch bisher bleibt die Autobahn das Synonym für Freiheit und Geschwindigkeit

Dennoch ist auch in Deutschland das Tempo begrenzt ...

Obwohl es kein festes Tempolimit aus deutschen Autobahnen gibt, gilt 130km/h.
Quelle: IMAGO / Herrmann Agenturfotografie

#2 Deshalb ist das Tempolimit auf 130 begrenzt

In den meisten Ländern gibt es feste Tempolimits, aber in Deutschland darf man auf vielen Autobahnen so schnell fahren, wie man möchte, das ist ganz klar eine Besonderheit. Dennoch gibt es Einschränkungen:1992 hat es der Bundesgerichtshof auf den Punkt gebracht: Wer schneller als 130 km/h fährt, sorgt dafür, dass andere das Tempo schwerer einschätzen und sich schlechter darauf einstellen können. Das heißt, im Unfallfall trägt man mehr Verantwortung, auch wenn man eigentlich keine direkte Schuld hat. Die 130 km/h auf deutschen Autobahnen sind zwar nur eine Empfehlung, aber rechtlich zählt das: Bei Überschreitung kann man mithaften. 

Viele wissen auch nicht, wie lange das Tempolimit gilt, obwohl man das mal in der Fahrschule gelernt hat ...

Ein Tempolimit gilt auch nach Einmündungen und Kreuzungen weiter, bis ein neues Schild, eine Ortstafel oder das Verlassen der Straße es aufhebt.
Quelle: IMAGO / Funke Foto Services

#3 Wann gilt ein Tempolimit als aufgehoben?

Viele Autofahrer*innen denken, dass ein Tempolimit automatisch an der nächsten Einmündung oder Kreuzung endet – schließlich hätten neu einbiegende Fahrer das Schild ja gar nicht gesehen. Klingt logisch, oder? Aber so ist es leider nicht! Auch wenn es eigentlich so gedacht ist, dass Tempolimits nach Kreuzungen wiederholt werden, passiert das nicht immer. Ein Tempolimit gilt dennoch so lange, bis ein neues Schild, eine Ortstafel oder das Verlassen der Strecke es aufhebt.

Wird das Fahren sicherer, wenn man langsamer unterwegs ist?

Tempo-30-Zonen senken die Unfallzahlen deutlich und reduzieren Verletzungen erheblich.
Quelle: IMAGO / photothek

#4 Mehr Sicherheit durch 30km/h innerorts?

Eine Studie in Großbritannien hat man über 20 Jahre lang untersucht, wie sich die „20 Miles per Hour“-Zonen auf die Unfallzahlen auswirken, das entspricht etwa dem Tempo 30 in Deutschland. Das Ergebnis ist sehr klar: Die Unfälle gingen laut Polizei um fast 42 Prozent zurück. Auch aus der Schweiz kommen ähnliche Ergebnisse. Dort zeigte sich, dass nach der Einführung von Tempo 30 die Zahl der Unfälle um 20 Prozent sank und die der Verletzten sogar um die Hälfte zurückging. 

Zur Studie: van Erpecum, C. P. L., Bornioli, A., Cleland, C., Jones, S., Davis, A. C., den Braver, N. R., & Pilkington, P. (2024). 20 mph speed limits: A meta-narrative evidence synthesis of the public health evidence. In Health on the Move 3: The Reviews (pp. 171-199).

Und was bedeutet langsameres Fahren für den Lärm?

Je langsamer Autos fahren, desto leiser wird das Fahrgeräusch, da die Reifen weniger stark auf der Straße reiben.
Quelle: IMAGO / Manuel Stefan

#5 Tempolimit gegen Lärm? 

Die Frage muss man mit „Ja“ beantworten. Je langsamer ein Auto fährt, desto weniger reiben die Reifen auf der Straßen und desto leiser wird das Fahrgeräusch. Das österreichische Umweltbundesamt sagt, dass schon eine Erhöhung von 130 auf 140 km/h den Lärm um 18 Prozent steigert, und bei 160 km/h wäre das so laut wie doppelt so viel Verkehr. Für Lärmmessungen wird oft der sogenannte Mittelungspegel genommen, also der durchschnittliche Lärm über einen Zeitraum. Bei Tempo 30 sinkt dieser Pegel spürbar und es gibt weniger Spitzen und Schwankungen, weil starke Beschleunigungen abnehmen, wenn alle gleichmäßig langsamer fahren.

Kommt man wirklich schneller an, wenn man schneller fährt – ist da was dran?

Der ADAC erklärt, dass Tempo 30 Strecken leicht verlängert.
Quelle: IMAGO / Bernd Friedel

#6 Langsamer Fahren, langsamer ankommen?

Der ADAC meint, mit Tempo 30 statt 50 dauert eine Strecke zwar länger, etwa vier Sekunden auf 100 Metern. Doch viele andere Dinge beeinflussen das Tempo im Verkehr. Laut Umweltbundesamt kommt es für flüssiges Fahren mehr auf gut gestaltete Kreuzungen und gleichmäßigen Verkehrsfluss an als auf hohe Geschwindigkeiten. Auf Autobahnen zeigt sich Ähnliches: Auf einer 62-Kilometer-Strecke in Brandenburg dauerte die Fahrt mit Tempo 130 etwa 29 Minuten. Mit Tempo 160 wären es sechs Minuten weniger gewesen, ein Unterschied, aber kein großer.

Können Tempolimits helfen, Staus zu reduzieren?

Einheitliches Tempo verringert abruptes Bremsen und sorgt für flüssigeren Verkehr.
Quelle: IMAGO / Wolfgang Maria Weber

#7 Staus und Tempolimits 

Mit Tempolimits lassen sich echt Staus vermeiden, das klingt vielleicht komisch, aber es funktioniert so: Wenn alle langsamer und gleichmäßiger fahren, gibt es weniger abrupte Bremsungen und Anfahrten, was ja oft zum Stop-and-Go führt. Gerade auf Autobahnen oder volleren Straßen hilft ein gleichmäßiges Tempo dann dabei, dass sich der Verkehr nicht so schnell aufstaut. Viele Staus entstehen nur, weil ein schnelles Auto plötzlich abbremsen muss und dann müssen alle dahinter auch bremsen, und schon steht’s. Mit Tempolimits läuft alles einfach ruhiger und flüssiger ab.

Natürlich ist Deutschland in diesem Bereich nicht so weit fortgeschritten wie andere Länder ...

Digitale Systeme passen Tempolimits flexibel an Wetter und Verkehr an.
Quelle: IMAGO / PPfotodesign

#8 Technologische Unterstützung von Tempolimits

In vielen Ländern sind bereits intelligente Systeme im Einsatz, die mithilfe von Sensoren und Kameras den Verkehrsfluss und Wetterbedingungen überwachen und die Tempolimits entsprechend anpassen. So wird zum Beispiel bei gutem Wetter oder geringem Verkehr eine höhere Geschwindigkeit erlaubt, während bei Stau oder schlechten Bedingungen die Limits gesenkt werden. Das sorgt nicht nur für mehr Sicherheit, sondern verbessert auch den Verkehrsfluss und reduziert Staus. Leider sind sie in Deutschland noch nicht so weit verbreitet, da der technische Aufwand noch sehr hoch sein soll. 

Kommen wir aber zu einem der größten Streitthemen, wenn es um den Verkehr geht ...
 

Ein Tempolimit könnte CO₂ und Schadstoffe senken, doch die tatsächliche Wirkung ist umstritten.
Quelle: IMAGO / photothek

Tempolimit und die Umwelt 

Ein Tempolimit könnte CO₂ und Schadstoffe senken, doch die Wirkung bleibt umstritten. Die Effekte hängen stark von Verkehrsdichte, Straßenlage und Fahrweise ab. Kritiker argumentieren, dass moderne Autos schon sparsam sind und ein Limit nur begrenzten Einfluss hat. Zudem meinen sie, dass ein Tempolimit allein nicht ausreicht, um das Klima zu schützen, sondern nur als Teil eines größeren Maßnahmenpakets sinnvoll wäre. Befürworter argumentieren, dass ein Tempolimit CO₂ reduzieren könnte, doch die Effekte sind umstritten und hängen stark von Verkehrsdichte und Fahrverhalten ab.

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